#10 Gebote: 4) Denke an den Sabbat, dass du ihn heilig hältst

Dieses vierte Gebot ist länger, als der Titel es vermuten lässt. Darum also noch einmal der Volltext:
"Denke an den Sabbat, dass du ihn heilig hältst. Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Geschäfte tun. Aber der siebte Tag ist der Tag des HERRN, deines Gottes - weder du, noch dein Sohn oder deine Tochter, noch Knecht oder Magd, noch dein Vieh oder der Fremde in deinen Toren sollen arbeiten."
Es folgt, je nach Textstelle, noch eine Erklärung, warum man diesen Tag heiligen sollte. In Exodus 20 ist der Grund der siebte Tag nach den ersten sechs Tagen der Schöpfung. Am siebten Tag hat Gott "geruht", darum wird es für uns als Vorbildhandlung angesehen. In Deuteronomium 5 erklärt Moses das Gebot als verbindlich, da das Volk in Ägypten versklavt wurde (und dort keinen einzigen freien Tag hatte) aber nun endlich Freiheit gewonnen hat.
Was bedeutet das Gebot heute noch für uns?
1) Der Mensch wird dadurch als ein wertvolles Geschöpf dargestellt. Er ist nicht nur ein Arbeitstier, das zu ewigem Schuften verpflichtet ist. In vielen Kulturen wurde jeden Tag gearbeitet, ohne dass man jeglichen Anspruch zur Ruhe hatte. 
2) Die Erklärung aus Deuteronomium 5 zeigt den Menschen, dass sie frei sind. Die Sklaverei in Ägypten ist vorbei. Dort hatte man jeden Tag für den Pharaoh buckeln müssen. Nun ist man ein freier Mensch. Heute sind wir keine Sklaven eines Landes mehr. Leider werden aber viele Leute zu "Sklaven" des Geldes und der Marktwirtschaft. Das haben wir aber alle nicht nötig, denn der Sabbat soll uns daran erinnern, dass wir selbst bestimmen können, wer oder was uns zur Arbeit rufen darf und wann auch mal genug ist.
3) Die Sklaverei war im alten Israel natürlich nicht gleich abgeschafft. Jedoch waren die Arbeitsbedingungen wesentlich humaner. Jeder Arbeiter, ob Tagelöhner, Festangestellter oder aber Sklave hatte Anspruch auf den Sabbat. Der Grund ist, dass dieses Gebot ein Menschenrecht war, statt ein Bürgerrecht. Es galt also für ALLE im Land. Sklaven hatten einen Tag frei, wie alle anderen Leute auch. Das machte sie zu Menschen. Was wie selbstverständlich klingt, ist damals sehr fortschrittlich gewesen. Auf diesem Weg wurde Schritt für Schritt die Sklaverei abgeschafft, denn alle Menschen sind eben Menschen, keiner ist nur Besitz.
4) Der Sabbat stärkt Familien und Freundschaften. Wer ständig nur arbeitet, der hat keine Zeit für Soziales. Nicht ohne Grund sind auch Millionäre keine durchweg glücklichen Menschen. Geld ist eben nicht alles. Dieser eine Tag, den man der Arbeit fernbleibt, ist ein Geschenk. Man hat Zeit, seine Kinder aufwachsen zu sehen, kann mit Freunden zum Sport gehen, oder mit dem Partner einfach nur gemütlich auf der Couch entspannen. Dieser Tag ist also wichtig für Körper und Geist. Kein Wissenschaftler aus der Arbeitsforschung würde da widersprechen.
5) Eine Neuheit! Mir ist kein Gesetz bekannt, was zuvor Rechte von Tieren regelt. Denn eben diese sind von diesem Gebot mit eingeschlossen. Der Ochse, der Esel, das Pferd...alle dürfen an diesem Tag im Stall bleiben (oder auf der Wiese). Sowohl Menschen, als auch Tiere sind Geschöpfe Gottes und haben somit auch Würde.



Egal, ob man gläubig ist, oder nicht, dieses Gebot hat in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Der Sabbat ist der Vorreiter unseres heutigen Wochenendes. Ebenso ist es wieder einmal ein Zeichen FÜR die Harmonie, denn hier werden alle mit eingeschlossen. Keiner ist "draußen". Alle sind "drinnen". Wir sind alle Kinder Gottes und haben deswegen alle dieses Recht auf Ruhe und Freiheit verdient.
Was aber ein jeder an seinem Sabbat macht, das ist wie immer...Sache des Glaubens





Textquelle: Biblia Hebraica Stuttgartensia
Bildquelle: http://www.blessedearth.org/wp-content/uploads/wordpress/2012/10/24-6-cover-high-res-crop2.jpg

Kommentare

  1. Bei den Katholiken (und ich glaube auch Lutheranern) ist das Sabbatgebot aber das dritte der zehn Gebote, oder?- das nur so am Rande und um meine eigentliche (etwas lang geratene) Frage einzuleiten :) Wie stehst du denn zum sonntäglichen Gottesdienst? Denn die gesetzliche Regelung des Sonntags- der ja den Sabbat gewissermaßen ablöste- als offiziellen Ruhe- und Gottesdiensttag,- entspricht in dieser Form, wenn ich das verstanden habe, nicht der Sabbattradition. Der Sonntag als Ruhetag und vor allem als Tag des Gottesdienstbesuches wurde also -im gesamten damaligen Römischen Reich- nicht durch das göttliche Gebot rechtfertigt, sondern durch die Kirchenordnung -was ja auch Luther und Melanchton später kritisierten, obwohl sie sich trotzdem für die Einhaltung des Sonntags als Ruhe- und Gottesdiensttag aussprachen. Ist der heutige Sonntag für dich also ein Ruhetag bzw. Feiertag und daneben auch ein (besonderer) Gottesdiensttag? Oder bist du der Meinung, dass wir keinen bestimmten "Gottesdiensttag" in der Woche brauchen, da man Gott eher im Alltag und durch sein Handeln "heiligen" sollte?

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    1. Die Katholiken, wie auch die Protestanten nutzen eine andere Zählung. Dass ich mich auf die jüdische Weise konzentriere hatte ich nur kurz in der Einleitung zur Reihe vermerkt.

      Meine Meinung zu diesem Thema ist, dass wir den Sabbath halten sollen und dies für uns von großer Wichtigkeit ist. Der Tag, an dem man aber Gott in besonderer Weise gedenkt ist freier wählbar. Gerade die Apostel oder die erste Präsidentschaft sind an Sonntagen oft im Dienst der Kirche unterwegs und halten ihren Sabbath deswegen an anderen Tagen. In alledem sehe ich persönlich kein Problem.
      Für mich ist der Sonntag (k)ein Ruhetag. Ich arbeite so zu sagen im Dienst des Herren, da ich in unserer Gemeinde in der Leitung der Jungen Männer (12-17) tätig bin. Des weiteren halten bei uns ja die Mitglieder die Ansprachen. Ein Sonntag ist somit weniger ein Ruhetag, mehr ein Besinnungstag. Wir halten Abstand von der Welt und fokussieren uns auf Gott und die Familie.
      Ich würde schon sagen, dass man einen Tag in der Woche für bewussten Gottesdienst braucht, das schließt aber dennoch nicht aus, dass man Gott auch an allen anderen Tagen heiligen und anbeten soll. Meine Frau hatte vor einer Weile in einer Ansprache passend gemeint, dass es einem Theater gleicht, wenn man nur ein "Sonntagsgesicht" auflegt und ab Montag wieder der alte Querulant ist.

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