#10 Gebote: 5) Ehre deinen Vater und deine Mutter
In der Bibel wird man nicht oft aufgefordert, etwas zu ehren. Diese Stelle ist deswegen ganz besonders. Der ganze Wortlaut:
Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit deine Tage lang sein mögen, in dem Land, dass der HERR dir gibt. (Exodus 20:12)
Seinen Vater und seine Mutter ehren; was das bedeutet, klären wir später. Warum sollen unsere Tage lang sein? Diese Aussage bedeutet nicht, dass wir große Langeweile verspüren werden, oder dass unsere Tage plötzlich 25 Stunden haben. Es ist ein Ausdruck, der bedeutet, dass wir lange leben werden.
Das Land, das der HERR uns gibt, ist der Ort, an dem wir leben. Es bedeutet nicht, dass wir zwingend Land besitzen werden. Es ist eher Ausdruck für den Ort, an den wir von Gott eingesetzt werden. (Im literarischen Kontext bezog es sich jedoch auch auf das verheißene Land für die Israeliten.)
Was bedeutet es also, seine Eltern zu ehren? Jemanden zu ehren bedeutet, ihn oder sie zu achten und zu respektieren. Man geht mit Eltern nicht so um, wie zum Beispiel mit den eigenen Freunden. Man benutzt also keine vulgäre Sprache in ihrer Nähe. In der Regel nennt man seine Eltern auch nicht beim Vornamen, sondern bei ihren "Titeln", Mutter und Vater (oder ähnliche).
Dieses Gebot ist auch eine Vorlage des modernen Sozialvertrages. Laut diesem Vertrag ist eine Generation verpflichtet, ihren Kindern an Unterstützung zu geben, was sie einst von ihren Eltern erhalten hat. Im Gegenzug kann diese Generation aber auch erwarten, von der jüngeren Generation im Alter so gepflegt zu werden, wie sie ihre Eltern im Alter gepflegt haben. Wichtigste Bedingung: Achtung vor den Eltern.
Diese Achtung vor den Eltern ist vor allem in den Jahren des Aufwachsens wichtig. Für Kinder ist es wichtig, dass sie zu ihren Eltern mit Respekt aufschauen können. Wenn Erziehende und Kinder auf der selben Ebene sind, weil sie keine Achtung haben, dann kann keine Erziehung stattfinden.
Ein weiterer Punkt ist die Erkenntnis von Siegmund Freud. Als Atheist wird er diese Gebote sicher nicht aus dem selben Blickwinkel betrachten, wie gläubige Menschen, aber seine These unterstützt die Wichtigkeit dieses Gesetzes. Freud war davon überzeugt, dass die Beziehung eines Menschen zum eigenen Vater maßgeblich die Beziehung zu Gott bestimmt. Eine gestörte Beziehung zu den Eltern macht es einem also schwer, Vertrauen zu Gott aufbauen zu können. Eben dieses Vertrauen ist aber eine wichtige Hilfe, um die restlichen Gebote zu halten. Und warum das wiederum wichtig ist, das erklärt jeder Artikel zu jedem Gebot selbst.
Gott verlangt an dieser Stelle nicht, dass wir unsere Eltern lieben. Leider ist es auch in manchen Familien wirklich schwer, einander zu lieben, weil die Eltern nicht gut zu ihren Kindern sind. Das ist zum Glück aber die Seltenheit. Er verlangt jedoch Respekt vor einander und das ist das Mindeste, was man einander entgegenbringen sollte.
Textquelle: Biblia Hebraica Stuttgartensia
Bildquelle: https://cdn.pixabay.com/photo/2016/09/15/06/50/family-1671088_960_720.jpg
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