#10 Gebote: 6) Du sollst nicht morden
Man sollte meinen, dass das sechste Gebot keinerlei weitere Erklärung braucht, um es zu verstehen. Dennoch hat sich auch hier ein "Fehler" eingeschlichen. Vielleicht ist jemandem ja schon aufgefallen, dass der Titel dieses Textes etwas ungewohnt klingt. Das liegt vor allem daran, weil dieses Gebot oft als "Du sollst nicht töten" präsentiert wird. Töten? Morden? Macht das einen Unterschied? Oh ja...
Töten ist hierbei der allgemeinere Begriff und bezeichnet:
- jegliches Leben zu nehmen (egal, ob tierisch oder menschlich)
- ein menschliches Leben aus Versehen zu nehmen
- ein menschliches Leben legal, oder aus moralisch vertretbaren Gründen zu nehmen
Morden bezeichnet hingegen:
- ein menschliches Leben illegal, oder aus unmoralischen Gründen zu nehmen
Wie werden die Begriffe im biblischen Kontext benutzt? Ehrenmord, Blutrache, Auslöschen eines Konkurrenten...all das und vieles mehr ist in der Bibel nicht gerechtfertigt und damit absolut unmoralisch. Verteidigungskrieg gegen einfallende Truppen, Todesstrafe für schwerste Verbrechen, Notwehr...diese und weitere sind biblisch legale Gründe.
Was ist nun aber passiert? Der Grund dafür ist eine falsche Übersetzung aus dem Originaltext. Im Hebräischen steht an dieser Stelle nicht das Wort für "töten" (harag), sondern klar das Wort für "morden" (razach). Über die Motivation für diesen Fauxpas lässt sich streiten. Ein Versehen ist aber unwahrscheinlich, da die Verbkonstruktion im Original unverwechselbar ist. Im Deutschen sind die Worte ja auch ziemlich eindeutig in ihrer Benutzung. So sagen wir zum Beispiel nicht: "bei einem Unfall auf der A4 wurde der Fahrer ermordet", oder "der Töter wurde letzte Woche ins Gefängnis gesteckt".
Zurück zum Gebrauch des Gesetzes. Das falsch übersetzte Gebot ("Du sollst nicht töten") wird zumeist von verschiedenen Organisationen benutzt, um ihre Ziele durchzusetzen. So ist es ein oft gehörtes Argument von Tierschutzorganisationen, um das Schlachten von Tieren gänzlich zu verbieten. Dem entgegen tritt aber eine Aussage Gottes aus Genesis 9:3 "Alles Tier soll euch als Speise dienen, wie das Kraut habe ich es euch gegeben". Ein weiteres Beispiel sind Pazifisten. Sie stellen sich gegen Kriege im allgemeinen. Hier muss man den Blickwinkel aber etwas erweitern. Krieg ist, wenn das nötige UN-Mandat vorliegt, eine legale Aktion. Vertretbar sind hier also Verteidigungskriege, oder bewaffnete Kriegsführung als Prävention bzw Intervention (stark diskutiert, aber so zu beobachten im Irak und eventuell bald in Nordkorea). Jedem ist natürlich nun selbst überlassen, wie er zu Tierschlachtung, Kriegen, oder weiteren verwandten Themen steht.
Die Meinungen zu diesem Gebot sind sehr verschieden. Das ist auch in Ordnung. Religion lebt unter anderem auch vom Reden und Diskutieren miteinander. Eines sollte man sich aber bewusst machen: Wenn man Gebote falsch benutzt, verdreht man die Wahrheit. Dieses Missverständnis um den Wortlaut sollte endlich aus der Welt geschafft werden.
Wie man dann aber mit dem richtigen Gebot umgeht, das bleibt wie immer...eine Sache des Glaubens.
Textquelle: Biblia Hebraica Stuttgartensia
Bildquelle: https://c1.staticflickr.com/4/3206/4559704021_18e40e42fb_b.jpg
endlich mal eine eindeutige Klarstellung. Das ist DIE Grundlage, die ich für so viele Diskussionen seit langem gesucht habe! Thx
AntwortenLöschenGern geschehen. :-)
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