#Auswandern in die USA: der College-Test
Nach langer Zeit - die der ganzen Auswanderungsthematik geschuldet ist - gibt es nun mal wieder ein Lebenszeichen.
College-Tests gibt es viele. Wirklich von Wert für die meisten Colleges in der USA sind aber nur zwei Exemplare:
Letzteren haben meine Frau und ich gemacht, da er für unsere Wunsch-Unis die bevorzugte Variante darstellte.
Für diesen Test mussten wir uns schon weit im Voraus anmelden, vor allem deswegen, da er in Deutschland nicht all zu oft angeboten wird und wenn, dann weiter entfernt, wie Frankfurt oder Stuttgart. Wir als Leipziger fanden es aber gut, nur bis nach Dresden fahren zu müssen und hatten damit innerhalb unserer Deadline nur eine Option, den Dezember. Man sollte nämlich auch ausreichend Zeit für die Übermittlung der Testpapiere und die anschließende Bearbeitungszeit einplanen. In unserem Fall war die Bearbeitungszeit besonders lang, weil wir noch einen Part mehr hatten, als manch anderer. Dazu aber später mehr.
Wie muss man sich den ACT vorstellen? Da der Test von Amerikanern für vorwiegend Amerikaner konzipiert wurde, handelt es sich um eine Leistungsfeststellung für Hochschulreife auf Englisch. Wer hier also deutsche Fragen erwartet, der wird schnell enttäuscht werden. Jeder, der aber an ein US-College will, sollte aber mit der englischen Sprache kein Problem haben. Ganz im Sinne des Klischees ist der ACT ein Multiple-Choice-Test mit Kästchen zum Ankreuzen. Der Vorteil: wenn man etwas nicht weiß, oder die Zeit knapp wird, kann man einfach raten und hat dennoch die Chance, dass es richtig ist. Für falsche Antworten gibt es keinen Abzug, nur eben keinen Pluspunkt. Der Nachteil: die Kästchen sind auf einem extra Blatt, somit kommt man leicht durcheinander und kreuzt falsch an, obwohl man die richtige Antwort wusste.
Der Test selbst besteht aus vier bzw. fünf Teilen, je nachdem für welche Art man sich entscheidet. In unserem Fall war es der fünfteilige Test, da der letzte Part von unserer Wunsch-Uni als "recommended", also empfohlen war. Manche Colleges haben ihn sogar als Pflichtteil, wohingegen andere Colleges absolut keinen Bedarf darin sehen.
Die eben angesprochen Teile sind:
- Englisch
- Mathe
- Lesen
- Naturwissenschaften
- Schreiben
Der zuletzt genannte Schreib-Teil ist der besagte Zusatz, den wir machen mussten. Man sollte sich dessen bewusst sein, dass die Bearbeitungszeit jedoch auch von ca. fünf auf acht Wochen verlängert wird. Die Deadline ist also ständiger Begleiter durch den Prozess.
Im ersten Teil, dem Englisch-Part, geht es vor allem um Kenntnis der englischen Sprache in Punkto Grammatik, Semantik und Vokabeln. Man bekommt also Texte vorgesetzt und soll über Zeichensetzung entscheiden, oder eine Aussage treffen, ob ein Statement vielleicht auch verkürzt gemacht werden kann (ohne dabei natürlich an Aussagekraft zu verlieren). Schwierig ist dabei, dass manchmal mehrere Antworten richtig sein könnten, aber nur eine die Beste ist. Und eben nur für diese beste Antwort bekommt man den Punkt.
Danach geht es weiter mit Mathematik, eine angenehme Abwechslung, nachdem man sich soeben 45 Minuten nur mit Wörtern beschäftigt hat. Wörter treten nämlich leicht in den Hintergrund und sind fast nur noch für die Aufgabenstellung da. Aus dem Bereich der Mathematik wird nun aber alles herausgeholt, was es auf der weiten Fläche so gibt (zumindest auf einem Level für die obere Sekundarstufe). Von Arithmetik und Algebra über Geometrie bis hin zu Trigonometrie und Statistik ist alles dabei. Keine Sorge, mir sagen die Begriffe auch nicht immer etwas, die Aufgaben im Test sind aber selbsterklärend. Ein nicht-graphischer Taschenrechner ohne Programmierbarkeit ist zugelassen, aber rein theoretisch nicht nötig. Bevor man jedoch ewig im Kopf rechnet sollte man ihn dann doch lieber nutzen. Um jede Kopfrechnung damit aber nachzuprüfen fehlt definitiv die Zeit. 60 Minuten klingen viel, sind aber wahnsinnig schnell vorbei.
Dann gibt es erst einmal eine wohlverdiente Pause.
35 Minuten voll von Textverständnis folgen, denn darum handelt es sich beim Leseteil wirklich. Mehrere Texte zu wissenschaftlichen Themen werden vorgelegt, die in ihrem Anspruch dem akademischen Niveau vollstens entsprechen und teilweise aus echten Fachmagazinen und Vorlesungsreihen entnommen wurden. An jeden Text schließen die Frage an und stellen manchmal Fragen, deren Antwort wörtlich im Text zu finden sind. Oft muss man aber auch Intention des Autors einschätzen oder zwischen den Zeilen lesen. Angeblich braucht man für den Test kein Allgemeinwissen, aber es erleichtert das Verständnis ungemein. Ich hatte zum Beispiel einen Text über die Berechnung des Standortes auf dem offenen Ozean mit Hilfe eines Sextanten und war sehr dankbar, dass ich fast alle Begriffe irgendwie zuordnen konnte.
Nochmal 35 Minuten, jetzt aber mit dem naturwissenschaftlichen Teil. Hier ist nicht nur Physik zu finden, sondern auch Chemie, Biologie, Geologie, etc. Jedoch von allem nur das entsprechende Niveau. Ich empfand diesen Teil als am einfachsten. Die Lösungen sind leicht ableitbar, hier zählt nur, dass man Tabellen und Graphen schnell und richtig zu den jeweiligen Experimenten zuordnen kann.
Abschließend folgte bei uns der Schreibteil. Eine Pause wäre möglich gewesen, alle anwesenden hatten aber darauf verzichten wollen. 30 Minuten werden einem gegeben, um ein Essay zu einem sozialen Sachverhalt zu verfassen. Das ganze ist handschriftlich, man sollte sich also trotz mangender Zeit mühe geben, da unleserliche Texte nicht bewertet werden. Der schriftliche Teil geht nicht direkt in den ACT-Score ein, sondern erscheinen als Extrawert.
Geschafft! Danach raucht einem auf jeden Fall der Kopf. Das liegt nicht unbedingt daran, dass der Test schwer ist, das ist er nämlich garnicht wirklich. Die Anforderungen sind auf dem Niveau von amerikanischen High School Schülern. Deren Leistungen in der Schule sind wesentlich individueller und viel breiter gefächert, dafür aber nicht so tiefgründig. Das wird später an der Uni mit Allgemeinbildungsfächern aufgeholt. Der Knackpunkt ist hier definitiv die Zeit, denn davon hat man nur sehr wenig. Und das ist so gewollt. Man will damit ermitteln, wie zukünftige Studenten mit Druck umgehen können und wie gut Wissen auf Zeit abgerufen werden kann.
Was für Tips gibt es noch? Klar, die Klassiker wie Ausschlafen, gut Frühstücken, etc. Alles Sachen, die wir nicht gemacht hatten. Das war aber alles nicht beabsichtigt. Wichtig ist die Vorbereitung, denn die ist gut um einerseits Wissenslücken wie zB in Mathe oder Grammatik auszubessern, aber andererseits mit dem Test an sich warm zu werden. Wenn man weiß, was einen erwartet, ist es nur noch halb so schlimm und man spart Zeit bei den allgemeinen Einleitungen zu jedem Teil. Übungsmaterialien gibt es zu Hauf, aber wirklich empfehlenswert sind die Hefte direkt von ACT, denn dort hat man authentische Test früherer Jahrgänge vorliegen und nicht irgendwelche So-In-Etwa-Fragen. Insgesamt sollte man mit dem nötigen Respekt an die Sache gehen, aber sich auch nicht verrückt machen lassen. In den USA liegt das Durchschnittsergebnis auch nicht all zu hoch, also sind die Chancen ziemlich machbar.
Für alle, die sich in Zukunft daran wagen: Alles Gute und viel Erfolg!
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